Mit Tomorrowland-Mainstage-Gigs, großen Releases und ihrem von der Kritik gepriesenen Debütalbum hat sich Pretty Pink endgültig in die Spitze der deutschen DJs katapultiert. Das alles sind triftige Gründe, sich genauer anzusehen, wie das kam – und wieso das sogar Hoffnung macht.
Wie wird man heute ein Star in der EDM-Szene? Wie schafft man den Durchbruch, hat krasse Releases und spielt auf den größten Bühnen? Wie sorgt man dafür, dass einem Booker, Labels, Brands und Fans die Tür einrennen? Es mag für viele unromantisch, ja vielleicht sogar traurig erscheinen, aber in vielen Fällen geht die Antwort ungefähr so: Es treffen sich ein paar Männer an einem regnerischen Dienstag im Oktober in Amsterdam und beschließen, dass du jetzt der heiße Scheiß bist.
Bevor es jetzt zu unromantisch wird: Meistens sind die Artists auch wirklich talentiert, und man hilft dem Durchbruch jetzt nur mit einer konzertierten Aktion auf die Sprünge. Aber der Weg des langen Grinds, des emsigen kleine-Chancen-sammeln-und-verwandeln… er ist in der durchgeplanten Welt der elektronischen Musik eine Seltenheit geworden. Was es um so besonderer macht, wenn es dann doch noch Artists gibt, die ihn gehen und damit Erfolg haben. Long story short: In diesem Text geht es um Pretty Pink, die weltweit seit mehreren Jahren durch die PR-Agentur Push Hard vertreten wird.
Tomorrowland Mainstage, here we come
Es mag etwas paradox wirken, nach dieser Vorstellung mit dem Thema des langen Wegs an die Spitze von einem Moment des endgültigen Ankommens zu sprechen. Aber als der Name Pretty Pink auf dem Timetable der Tomorrowland Mainstage 2022 auftauchte, da war das doch solch ein Moment. Ein Moment, in dem klar wurde, dass das, was 2006 begann, jetzt in eine neue Phase geht. Von DJ-Sets in kleinen Clubs, ersten Bootlegs und Releases auf Mini-Labels hat es über ein Jahrzehnt bis zu diesem Punkt gedauert. Gut so.
Wer sich durch die Diskografie und vergangene Tour-Schedules blättert, der wird sehen, wie graduell dieser Aufstieg verlief. Die Labels wurden langsam renommierter, die Künstler, die geremixt wurden berühmter, die Stages größer. Im Boysclub der Szene war das nie ein Selbstläufer.
Langsam mahlen die Mühlen der Evolution
Pretty Pink wandelte langsam ihren Sound, vom klassisch deutschen Deep House hin zu dem eher tiefgründigeren, raumfüllenden Melodic Sound, für den man sie heute kennt. Wenn man es so will: von Armada Deep zu Anjunabeats und inzwischen sogar zu ihrem eigenen Label Deep Woods. Dort erschien im Mai auch ihr Debütalbum „Born Digital“, das ihr den Titel „Artist of the Month“ von Beatport einbrachte und anlässlich dessen Spotify sogar den Times Square mit der frohen Botschaft des Release bestrahlen ließ.
Auch bei den Shows geht es richtig fleißig weiter. 2022 als erste deutsche Frau auf der Mainstage des Tomorrowland, dieses Jahr Gigs auf dem EDC Las Vegas, beim Creamfields und in Berlin beim Lollapalooza. Und Tomorrowland wollte auch nicht ohne sie, weder in Belgien, noch in Brasil. Ihre Radioshow Deep Woods ist inzwischen bei über 250 Folgen, das Jubiläum lief bei Sunshine Live zur absoluten Primetime. Und für alle, die diese Sounds auch visuelles Erlebnis benötigen, wurde die Folge in malerischer Kulisse in den Wäldern Bayerns aufgenommen.
Erfolgsgeschichte mit Happy End
Nach ordentlich Anlauf läuft es also bei Pretty Pink jetzt einfach. Weil sie drangeblieben ist, weil sie sich treu geblieben ist, aber auch sich den Raum gegeben hat, Sachen auszuprobieren und zu experimentieren. Und es tut gut zu wissen, dass das auch heute noch drin ist.
Es zeigt, dass Karrieren eben nicht nur durch die Intervention der mächtigen Männer der Szene möglich ist. Sondern, dass der organische Aufbau einer Community dich überall hinbringen kann. Oder um in einem Bild zu bleiben, dass der Naturliebhaberin Pretty Pink wohl gefallen würde: Auch heute kann der Löwenzahn noch durch den Asphalt durchbrechen.
Fotocredit: Marina Schneider-Moog
Schon gewusst?
Die Liste der Namen, die in den vergangenen Monaten Songs von Pretty Pink supportet haben, liest sich wie ein Line-up auf der Mainstage eines Major-Festivals. Darunter befinden sich nämlich Künstler wie Above & Beyond, Lost Frequencies, Martin Garrix, Moguai, Oliver Heldens, Paul van Dyk oder Vintage Culture.