Nach Sylt-Eklat: „L’amour toujours“ wird vielerorts in Deutschland verboten

Nach Sylt-Eklat: „L’amour toujours“ wird vielerorts in Deutschland verboten

Nach den jüngsten Vorfällen unter anderem auf Sylt, wo rassistische Parolen zum Partyhit „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino gegrölt wurden, wird die Dance-Nummer jetzt auf vielen Festen verboten – auch auf dem größten Volksfest der Welt, dem Oktoberfest.

Gigi D’Agostinos „L’amour toujours“ wird nicht mehr gespielt

Auf der Erlanger Bergkirchweih, dem Solinger Dürpelfest, dem Pfingstfest in Bad Kötzting, einem Schützenfest in Niedersachsen, bei einer Schülerparty im Internat Louisenlund, auf dem Schlagermove in Hamburg sowie in Banzkow, Schwerin, Nagold und im Pony Club auf Sylt – der wohl bekannteste Vorfall der vergangenen Wochen. Überall haben Menschen zuletzt rassistische Parolen zu „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino gerufen. Viele Feste greifen deswegen jetzt durch: Die Dance-Nummer wird vielerorts verboten!

So hat sich München entschieden, den Song auf dem diesjährigen Oktoberfest zu verbieten. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner stellt gegenüber dem BR klar: „Das Oktoberfest sei fremdenfreundlich, international und weltoffen. Dieses über Jahrzehnte aufgebaute Image wolle sich München auch durch ein zweckentfremdetes ‘L’amour Toujours’ nicht kaputt machen lassen.“

Eine klare Anweisung soll an alle Wirte und Schausteller ergehen: „Das Lied wird nicht gespielt – weder im Zelt, noch sonst irgendwo“, sagte Baumgärtner.

Das Oktoberfest
Das Oktoberfest

Auch die Verantwortlichen der EM-Fanmeile am Brandenburger Tor werden „L’amour toujours“ im Rahmen der EM-Feierlichkeiten nicht spielen, um einen erneuten Vorfall zu vermeiden. Zudem wollen Veranstalter von bevorstehenden Großveranstaltungen in Stuttgart verhindern, dass „L’amour toujours“ umgedichtet wird: Weder in der Fanzone der Fußball-EM noch auf dem Cannstatter Volksfest im Herbst soll der Song gespielt werden, wie ein Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft in Stuttgart am Montag mitteilte.

Claudia Roth ist gegen Verbot

Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich zurückhaltend zum geplanten Verbot des Partyhits „L’amour toujours“ auf Volksfesten. Sie betonte, dass ein konsequentes Eingreifen bei rassistischen Äußerungen wichtiger sei. Laut Roth sei es richtig, wenn Veranstalter Maßnahmen gegen Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Nazigegröle ergreifen. Sie betonte jedoch, dass weder „L’amour toujours“ noch Gigi D’Agostino für den Missbrauch des Songs durch Rechtsextreme verantwortlich seien.

Roth forderte, anstatt Liedverbote auszusprechen, sollten Veranstalter Schulungen und Sensibilisierungen für ihr Personal durchführen, professionelle Awareness-Teams einsetzen und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber rassistischen und menschenfeindlichen Äußerungen umsetzen. „Eingreifen statt wegschauen und weghören“ sei jetzt von allen gefordert.

Fotocredit: Neal E. Johnson


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de