Joel Corry: „Haben Sie noch Zimmer für heute Abend, bitte, bitte, bitte?“

Joel Corry: „Haben Sie noch Zimmer für heute Abend, bitte, bitte, bitte?“

Joel Corry ist gerade zurück von 8 Wochen US-Tour. Australien hat er dieses Jahr auch schon unsicher gemacht, genau wie die Miami Music Week und den Kingsday in den Niederlanden. Wie er sich all diese Reiseziele überhaupt merken kann, warum er ab und zu mit der Toilette redet und welche DJ-Kollegen er für sein eigenes Festival buchen würde, hat er ClaudiOnAir im DJ Mag Germany Interview erzählt.

Joel Corry im DJ Mag Germany Interview

Dein Jahr war bisher schon so unfassbar busy. Du kommst gerade aus den USA, warst in Australien, Miami und für 24 Stunden in Holland. Das ist ganz schön crazy, oder?

Joel Corry: Ehrlich gesagt war es die beste Zeit meines Lebens! Australien war absolut verrückt, weil dort gerade die ganzen Corona-Beschränkungen aufgehoben wurden. Die durften also gerade erst wieder in die Clubs gehen und Aussis sind wild! Von dort ging es direkt weiter zur Miami Music Week. Unreal…echt. In der Woche habe ich so viele verschiedene DJ Sets gespielt und mit David Guetta abgehangen. Ich hatte eine wirklich gute Zeit in Miami. Danach ging’s einmal quer durch Amerika und dann nach Amsterdam. Das war einfach nur WOW – die größte Crowd, vor der ich jemals aufgelegt habe: 40.000 Leute!

Ich finde das ja immer spannend, verrückte Travel-Stories zu hören. Was ist dir in den letzten Wochen so alles passiert in der Welt? Bestimmt einiges…

Joel Corry: Yeah (lacht). Also in Australien, da hatte ich diese unfassbare Hotel-Suite! Ich habe dort auch so eine Art MTV Cribs Video gedreht, habt Ihr vielleicht auf YouTube gesehen: Die Toilette…du konntest mit der Toilette sprechen… also du konntest sagen “Toilette, heb den Sitz hoch” und der Sitz hat sich tatsächlich gehoben. Das war wie irgendeine verrückte Technologie aus der Zukunft (lacht). Ich mein…wer braucht sowas?

In Miami…oh mein Gott, ja. Das war ein kleiner Alptraum in Miami: Wir kamen gerade aus Australien, ein 36-Stunden-Flug mit Zwischenstopp in Katar. Also insgesamt waren wir 36 Stunden unterwegs und dann kommen wir total fertig in Miami an und mussten erstmal zur Passkontrolle, was 3 Stunden gedauert hat. Und als wir dann endlich am Hotel ankamen – da war es, glaube ich, so… 1 oder 2 Uhr morgens – und irgendwas war bei der Zimmer-Reservierung schief gelaufen. Ich konnte also nicht einchecken. Problem: In Miami war wegen der Music Week alles ausgebucht und ich dachte nur “Oh mein Gott, das ist der schlimmste Start einer Reise überhaupt”. Erst die 3 Stunden am Flughafen warten, dann ist das Hotel nicht richtig gebucht…ich hab wirklich jedes Hotel in Miami durchtelefoniert: “Haben Sie noch Zimmer für heute Abend, bitte, bitte, bitte? ” Ich muss bestimmt so 10 verschiedene Hotels angerufen haben und schließlich gab es ein Hotel, das ein Zimmer hatte und ich erinnere mich, dass ich mein ganzes Gepäck einmal quer durch die Stadt geschleppt habe. Es war so verrückt (lacht).

Joel Corry: Und was auch noch lustig war: Wenn ich in den USA bin, probiere ich immer gerne das lokale Essen aus. Wir waren für einen Gig in Philadelphia und ich wollte unbedingt ein Philadelphia Cheese Steak probieren – also hab ich das mal nebenbei so erwähnt. Mein Tourmanager muss das dem Promoter erzählt haben und als ich dann abends im Club ankam, warteten dort drei riesige Cheese Steaks auf mich: “Leute, was geht? Ja, ich wollte eins haben, aber ich kann das doch nicht essen, bevor ich auflege!” – ich wollte aber auch nicht unhöflich sein, also habe ich diese riesigen Dinger verrückt (lacht) ich muss sagen, es war absolut köstlich, aber während meines DJ-Sets…ey, ich war so voll (lacht).

Und im Club haben sich bestimmt alle gefragt, ob du zugenommen hast (lacht)? 

Joel Corry: Joel Corry hat sich aber gehen lassen! (lacht)

Wie merkst du dir eigentlich all diese Orte, die du besuchst? Hast du ein Tour-Tagebuch oder sowas?

Joel Corry: Ich bin wahnsinnig happy, dass ich all diese Orte sehen kann. Wenn ich also ein neues Land oder eine Stadt besuche, in der ich noch nicht war, dann gehe ich gerne raus und schau mir alles an. Auch wenn ich total müde und fertig von der Reise bin. Ich finde es einfach zu schade, nur im Hotelzimmer zu sitzen. Ich weiß, dass viele DJs gerne im Hotelzimmer abhängen, Zimmerservice bestellen und den ganzen Tag bis zum Gig chillen, aber ich sage immer: “Nein, ich muss rausgehen, ich muss mir die Stadt ansehen.” So kann ich mich auch immer an diese Orte erinnern, weil ich überall ein paar Fotos und Selfies mache, die ich meiner Schwester schicke oder Freunden. So hab ich eine kleine Erinnerung an jeden Ort, den ich besuche…

Gibt es ein Land, in dem du noch nicht warst, in das du aber unbedingt mal reisen möchtest?

Joel Corry: Brasilien. Ich bekomme über Insta immer so viele Nachrichten von Fans aus Brasilien, die fragen immer: “Wann kommst du? Wir brauchen dich hier! Wann kommst du?” Ich war noch nie dort, aber ich weiß, dass es ein toller Ort ist. Andere DJs sagen auch, dass die Partys dort einfach unglaublich sind. Also definitiv Brasilien.

Cool. Du hast gerade die Geschichte mit dem 36-Stunden-Flug und den Zwischenstopps hier und dort erzählt. Wie vertreibst du dir am Flughafen denn normalerweise so die Zeit?

Joel Corry: Ich bin ganz gerne am Flughafen, weil das die Zeit ist, in der ich wirklich produktiv sein kann: Ich arbeite an meiner Musik und denke über meine DJ-Sets nach, lade neue Musik herunter. Ich nutze diese Zeit immer aus, denn das ist wie Freizeit. Das ist es wirklich. Im Flugzeug gibt es immer WiFi, auch wenn es manchmal sehr langsam ist (lacht). Ich setze mich nie ins Flugzeug und guck da Filme oder trinke. Ich bin immer mit dem Kopf in meinem Laptop und produktiv.

Also ist das quasi deine Office-Zeit?

Joel Corry: Ja, das ist es wirklich. Die ganze andere Zeit reist man von Hotel zu Hotel oder von einem Club zum anderen. Es gibt quasi keine andere Bürozeit, wenn man unterwegs ist. Deine Bürozeit ist buchstäblich am Flughafen und auf dem Flug.

Und du schaust dir NIE mal einen Film an oder Netflix oder so? Ich frag nur, weil ich weiß, dass du ein großer „Breaking Bad“ Fan bist. Hast du gehört, dass Walter White und Jesse Pinkman zurück sind… sie sind für die letzte Staffel „Better Call Saul“ bestätigt!

Joel Corry: Jaaa…natürlich, ich habe alles darüber gesehen und ich bin ich sehr, sehr aufgeregt, das zu sehen. Ich meine „Breaking Bad“ – ich hab das so oft gesehen, es wird wirklich nie langweilig. Es ist definitiv die beste Serie aller Zeiten.  

Lass uns über Musik reden und woran du gerade so arbeitest. Du hast ja letztens in Las Vegas zum Beispiel auch Zeit mit Tiësto verbracht – kommt da bald was…?

Joel Corry: Ich liebe Tiësto – was für ein netter Typ. Wir sind in Vegas essen gegangen, ja, und da war auf jeden Fall eine Connection da. Wir haben auch darüber gesprochen, zusammen zu arbeiten. Also eine Kollabo, das ist was, was ich wirklich will und er auch. Sobald wir den richtigen Song haben, bin ich mir sicher, dass das passieren wird. Was für eine Legende. Ich habe so viel Respekt vor ihm.

Nur um mal einen deutschen DJ ins Gespräch zu bringen – könntest du dir vorstellen mit Topic zu arbeiten?

Joel Corry: Ja, unbedingt. Topic und ich sind befreundet. Ich habe ihn in Miami, wir schreiben immer mal wieder über Social Media und sind uns ein paar Mal über den Weg gelaufen. Ich bin ein Fan von ihm, also ist das definitiv etwas, woran ich sicher interessiert wäre. Wenn der richtige Song kommt… mal sehen, was passiert…

Könnt Ihr ja noch mal konkreter drüber sprechen, wenn Ihr Euch diesen Sommer in Deutschland seht – zum Beispiel beim PAROOKAVILLE! Mit wem arbeitest du denn aktuell? 

Joel Corry: Also ich war vor kurzem im Studio mit der Queen of Dance Music – Becky Hill. Mehr kann ich allerdings im Moment noch nicht verraten (lacht).

Ich bin gespannt, danke für den Tipp. Ich geh mal davon aus, was den Sommer 2022 angeht, bist du ready, fit und durchtrainiert. Wie immer. Welche Musik hörst du eigentlich gerne im Fitnessstudio?

Joel Corry: Ich höre tatsächlich oft Musik, an der ich gerade arbeite. Wenn man im Studio ist, dann ist man doch immer sehr auf die Musik konzentriert. Man denkt an nichts anderes. Da kommt es manchmal wirklich gut, sich mal auf was komplett anderes zu konzentrieren. Vielleicht fährst du Auto und lässt die Musik nur so nebenbei laufen. Oder du bist halt im Fitnessstudio und trainierst. Ich fallen dann auf einmal ganz andere Dinge auf, wenn ich nicht konkret darüber nachdenke. Manchmal mach ich mir auch im Fitnessstudio Notizen, was ich an den Songs noch ändern will, wenn ich wieder im Studio bin. Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber es ist sehr nützlich. Beim Sport passiert einfach was in meinem Kopf. Alles ist on Fire. Ich hab das Gefühl, dass ich auf einer ganz anderen Ebene denke, wenn ich trainiere.

Wie sieht’s mit deinen Sommershows aus!? Wollen wir mal ein paar durchgehen: Am 8. Juni startet deine Ibiza Residency im Ibiza Rocks Hotel.  Was erwartet uns da?

Joel Corry: Zunächst einmal ist Ibiza mein absoluter Lieblingsplatz, um aufzulegen. Ibiza ist die Dance Music Metropole. Die größten DJs der Welt legen hier auf. Es ist ein ikonischer Ort mit so viel Geschichte. Für mich ist es eine Ehre, dort eine Residency zu haben, es ist wirklich ein Traum. Ich werde jeden Mittwoch dort auflegen und es wird eine großartige Party. Gerade jetzt wo zwei Jahre lang nichts ging wegen der ganzen Corona Beschränkungen und der Pandemie. Ich denke gerade, dass Ibiza nach zwei Jahren Beschränkungen größer und besser als jemals zu vor sein wird. Ich denke, das könnte sogar der beste Sommer werden, den es jemals auf Ibiza gab…

Ebenfalls in deinem Tour-Kalender steht das Tomorrowland und ich muss gestehen, wenn ich das Line-Up lese, ist das immer ein bisschen wie … oh fuck, ich glaube ich brauche eine Brille…

Joel Corry: Ja. Ich weiß, was du meinst. Es ist, als ob einfach JEDER dort auflegt. Ich spiele an zwei Wochenenden und ich denke, in Sachen Festivals ist das wohl der Traum eines jeden DJs. Am ersten Wochenende werde ich auf der Mainstage spielen! Wenn du mir vor fünf Jahren oder sogar vor zwei Jahren gesagt hättest, dass ich auf der Tomorrowland-Mainstage spielen würde, hätte ich gesagt “Du bist verrückt!”, denn das ist einfach viel zu krass. Das wird ein unglaubliches Wochenende – und es wird auch noch mein erstes Tomorrowland sein.

Ein Wochenende Mainstage und dann legst du am dritten Wochenende ja auch noch auf der Lost Frequencies & Friends Stage auf. Wenn du jetzt die Chance hättest, deine eigene Joel Corry & Friends-Stage zu booken…wer würde spielen?

Joel Corry: Definitiv my man David Guetta. Tiesto würde ich auch fragen. Damit hätten wir schon mal zwei Legenden im Game. Wer könnte sonst noch dort auftreten? Carl Cox auf jeden Fall, weil er einer meiner Lieblings-Techno-DJs ist.

Und jetzt fehlt natürlich noch ein anderes sehr sehr fettes Festival, über das wir sprechen müssen: Das PAROOKAVILLE in Deutschland…wird auch dein erstes Mal, richtig?

Joel Corry: Ja… darauf freue ich mich ganz besonders! Es wird quasi das erste Mal sein, dass ich so richtig vor einer deutschen Crowd auflege und ich kann es kaum erwarten. Ich weiß, dass es eines der größten Festivals in Deutschland ist und ich auf der Mainstage auflege. Was für eine Ehre! Ich habe mir auch schon ein paar Videos der letzten Jahre angeschaut – das sieht sooo toll aus…ich verspreche Euch, ich werde mir ein fettes, sehr spezielles Set für Euch überlegen!  

Deal! Hast du von DJ-Kollegen schon ein bisschen was übers PAROOKAVILLE gehört? Das ist ja wie eine richtige Stadt – es gibt eine Kirche, in der man seinen besten Freund oder die beste Freundin heiraten kann. Es gibt einen Pool, ein Gefängnis, in dem man sich tätowieren lassen kann und es gibt auch eine PAROOKA Polizei, die patrouilliert und verteilt auch gerne mal Shots…

Joel Corry: Wow, okay…dann werde ich mir ein Tattoo stechen lassen, ich werde heiraten und mich mit den Cops betrinken. Ist es das, was du mir sagen willst? (lacht)

Wär n Plan…

Joel Corry: Ich bezweifle, dass das meinem Management gefallen wird (lacht).

Gut, du hast ja noch 2 Monate Zeit, um das mit denen zu klären. Kannst ja jetzt direkt anfangen – denn das war schon unser Interview! Danke!

Joel Corry: Ich danke dir. Kanns kaum erwarten, dich persönlich auf dem PAROOKAVILLE zu sehen. Das wird der Hammer. Wir sehen uns dort!

Fotocredit: Joel Corry

Techno im Fitness-Studio

Obwohl Joel Corry derzeit gefühlt um die ganze Welt tourt, gibt es ein spezielles Land, was unbedingt noch auf seiner Bucketlist fehlt: Brasilien! „Ich bekomme über Insta immer so viele Nachrichten von Fans aus Brasilien, die fragen immer: ‚Wann kommst du? Wir brauchen dich hier!‘ Ich war noch nie dort, aber ich weiß, dass es ein toller Ort ist. Andere DJs sagen auch, dass die Partys dort einfach unglaublich sind. Also definitiv Brasilien!“


Claudia Franzen

Claudia Franzen