Seit 23 Jahren gibt es das Fusion Festival schon – doch so etwas ist noch nie passiert. Auf dem Event wurden Videos von Frauen in Sanitäranlagen gemacht. Diese landeten daraufhin im Internet. Wie das Festival damit umgeht und was die nächsten Schritte sind, verraten die Veranstalter in einem Statement.
Heimlich gemachte Videos vom Fusion Festival landen auf Pornoseite
Das Fusion Festival, das jährlich auf dem Militärflugplatz in Lärz (Mecklenburg-Vorpommern) stattfindet, kann auf eine langjährige Tradition zurückblicken. Jedes Jahr wartete der Kulturkosmos, der Veranstalter des Events, mit tollen Acts, Kunstinstallationen und Performances auf. Doch nun wird der helle Schein der Fusion durch einen krassen Vorfall getrübt: Im vergangenen Jahr nahm ein Täter mehrere Frauen dabei auf, während sie Duschanlagen und Toiletten benutzten. Die Kurzfilmchen sind anschließend auf einer pornografischen Internetseite namens „xHamster“ gelandet und von einem Nutzer namens Hannes Lange (hanneshiddencam) online gestellt worden. Die zunächst öffentlich einsehbaren Videos erzielten laut Angaben des Kulturkosmos etwa 300 bis 500 Aufrufe.
In einem offiziellen Statement gibt der Kulturkosmos bekannt, jüngst erst durch anonyme E-Mails auf das Vorkommnis aufmerksam gemacht worden zu sein, woraufhin sie umgehend Strafanzeige erhoben haben.
„Am 28. Januar schließlich erfuhren wir durch anonyme E-Mails, dass diese perfide Form sexualisierter Gewalt auch auf dem Fusion Festival geschehen ist.“
Bild: Überwachungskamera
Details zu den Aufnahmen
Die Kamera, durch welche die Aufnahmen entstanden sind, wurde laut Einschätzungen des Kulturkosmos so platziert, dass diese Frauenkörper vom Schulterbereich bis zur Intimzone aufnahm. Außerdem gab es auch Nahaufnahmen von bestimmten Körperteilen. Gesichter oder etwaige Erkennungsmerkmale waren nicht zu erkennen. Durch die eingeleitete Strafanzeige wurden die Videos umgehend von der Online-Seite heruntergenommen.
„Die Aufnahmen wurden vermutlich aus einer abgestellten Tasche o.ä. heraus aufgenommen. Wir haben umgehend Strafanzeige erstattet und die Videos wurden innerhalb von 24 Stunden von xHamster aus diesem Profil gelöscht.“
Die Erschütterung ist groß
Die Veranstalter des Festivals sind schockiert: Vor allem deshalb, weil bei der Fusion Antisexismus und Gewaltfreiheit als Grundkonsens angesehen wird, wie es in dem Statement heißt. Wichtig sei es nun, solidarisch zu den Opfern des Vorfalls zu stehen und den Täter ausfindig zu machen. Dies ist allerdings außerordentlich schwer, denn:
„Angesichts dessen, dass die Videos nicht mehr online bzw. nicht öffentlich sind, und wir ihre weitere Verbreitung im Rahmen all unserer Möglichkeiten verhindern wollen, scheint eine Anzeige zur Strafverfolgung durch die direkt betroffenen Personen, aufgrund aller bislang vorliegenden Erkenntnisse, schwer möglich. Wir versuchen dennoch den Täter zu identifizieren und lassen prüfen, wie und ob wir gegen ihn strafrechtlich vorgehen können.“
Aufgrund der misslichen Lage bieten die Veranstalter an, dass sich Betroffene unter feedback(at)kulturkosmos.de melden können oder ein Vernetzungs- bzw. Unterstützungstreffen in Berlin samt anwaltlichen Beistand organisiert wird, um diese in ihrem weiteren Vorgehen zu unterstützen.
Abseits stellen die Organisatoren fest, dass sie dieses Jahr vermehrt darauf achten werden, dass es nicht mehr zu derartigen Übergriffen kommt. Neue Vorsichts- und Kontrollmaßnahmen sollen eingehend diskutiert und umgesetzt werden.
„Wir als Kulturkosmos werden uns in den Vorbereitungen des Fusion Festivals 2020 intensiv mit diesen – für uns neuartigen – sexualisierten Übergriffen auseinandersetzen und in Zusammenarbeit mit den einzelnen Gruppen, insbesondere aus dem Sanitär- und Hygienebereich, mögliche Vorsichts- und Kontrollmaßnahmen diskutieren und zum kommenden Festival umsetzen.“
Abschließend bleibt wohl nur mehr zu hoffen, dass der Täter so bald wie möglich identifiziert und zur Vernunft gebracht wird. Diese Form von sexueller Gewalt hat auf keinem Festival Platz und es gilt Null-Toleranz. Daher ein Appell von uns an euch: Solltet ihr auf derartige Dinge aufmerksam werden, meldet euch bei den Veranstaltern und tut eurer Festival-Community etwas Gutes!
Wer filmt Frauen heimlich auf Toiletten?
Dieser Frage ist Journalistin Patrizia Schlosser auf den Grund gegangen. In ihrer Dokumentation „Spannervideos: Wer filmt Frauen auf Toiletten?“ für den Youtube-Kanal STRG_F dringt sie undercover in das Netzwerk der Spanner ein, chattet über ein Jahr lang immer wieder mit Männern, die sich über Spy Cams austauschen und sich gegenseitig für ihr Tun feiern. Das Recherche-Ziel: Die Täter identifizieren und konfrontieren.
Wusstest du schon...!?
Statista hat eine Studie durchgeführt, die zeigt, welche Länder die meiste Zeit pro Tag auf Pornhub verbringen. An erster Stelle steht Thailand. Danach folgen die Philippinen, die Niederlande und die USA. Deutschland befindet sich übrigens auf Platz neun. Wer hätte das gedacht?
