Was haben Badmómzjay, Tokio Hotel, Robin Schulz, Deichkind und Nico Santos gemeinsam? Sie sind deutsche Künstler, deren Musik ihr bei Spotify hören könnt, die oft freitags releast wird und in eure Playlists rutscht. Beim „All Music Friday“ haben wir erfahren, wie das alles im Hintergrund funktioniert und wer dabei alles partizipiert.
Wer kann die Branche zusammenbringen, wenn nicht die relevanteste Musikstreaming-Plattform?
Das Speaker-Line-up des All Music Fridays hatte es in sich. Bereits genannte Artists waren einige derer, denen man vor Ort Gehör schenken konnte. Dazu reihten sich mitunter Domiziana, RIN, Milky Chance und Giant Rooks sowie Trettman ein – beide auch mit Live-Auftritt.
Noch mächtiger (im wahrsten Sinne des Brancheneinflusses) wurde es jedoch bei den Professionals. Von Johanna Herzer Santana (Milky Chance Management) über Katharina Köhler (Deichkind Management) zu Conny Zhang (Head of Music GSA, Spotify), Samira Leitmannstetter (Vice President Bold Collective Sony Music Germany) und Vanessa Cutraro (Booking Agent / Geschäftsführung bei Buback Tonträger/ Buback Konzerte): Es war es, eine Vielzahl weiblicher Stimmen als Gegensatz zu den meist bekannten Gesichtern, die auf solchen Bühnen sitzen, mit ihrer Expertise hören zu dürfen.
Selbstverständlich waren auf der anderen Seite auch aufstrebende Youngsters der Industrie wie Moritz Goller (Nina Chuba, Paul Wetz Management) oder Leander Kirschner (Ski Aggu, 01099 Management) neben Veteranen wie Stefan Dabruck (Robin Schulz, Alle Farben, HUGEL Management) hin zu Alex Richter (Giant Rooks Management) anzutreffen.
Mit diesen Inhalten wurden die Besucher begeistert
Der Inhalt der verschiedenen Panels erstreckte sich von generellen Themen wie Content Creation über Backgroundproduction bis hin zur generellen Mechanik des Streamingdienstes Spotify. Kam es beim Panel zu den internationalen Erfolgsgeschichten zu einer interessanten unterschiedlichen Wechselwirkung aus Demut und Selbstdarstellung unter den Protagonisten, so wäre inhaltlich ein wenig mehr drin gewesen.
Eine spannende Frage hätte sein können, wieso es deutschen kommerziellen Dance-Künstlern im Vergleich zu ihren „coolen“ Geschwistern im Techno so schwerfällt, international ein ernst zu nehmendes Touring aufzubauen und wieso das Ganze mit Communitybuilding in Verbindung steht.
Tokio Hotel gaben einen kleinen – feuchtfröhlichen Champagner-untermalten – Einblick in ihre Dynamik als Familienbusiness. Kaulitz’ Real Life in Aktion zu sehen, hatte definitiv Unterhaltungsfaktor und einen auflockernden Einfluss. Wenn man doch mal richtig zugehört hat, konnte man sichtlich merken, wie viel charmante Smartness hier in der Außendarstellung steckt. Einen spannenden Einblick brachte dabei Bassist Georg Listing, der intern für das Gruppenmanagement mit zuständig ist. Recht nüchtern las er verlauten, dass die meisten Dinge gar nicht so „strategisch“ sind, wie vermuten lässt, sondern vieles sich einfach organisch und autark aus der Entwicklung und dem Geschehenden ergibt.
Meine absolute Überraschung ist vermutlich ein Einwurf von RIN, den ich enorm gefeiert habe. Sind wir zwar im weiten Feld der elektronischen Tanzmusik unterwegs, so bin ich Fan vom Künstlerkonzept RIN und seiner Songs. Da droppt er einfach mal eine Aussage, die ich für sehr spannend halte (in etwa so): „Ist das Produkt krass, brauchst du keine aufgebauschte Social-Media-Strategie. Es geht um die Musik und irgendwo zeigt sich dann „ein Hit ist ein Hit“. Wenn „Running Up That Hill“ 30 Jahre später noch einer werden kann, weil es viral geht, zeigt es da ja wohl.“ (In der Hoffnung, seinen Konsens gut wiedergegeben zu haben).
Rundum, es kam zu vielen unterhaltenden, aber auch ein paar informativen Momenten. Diese waren eher in den thematischen Masterclasses zu finden. Infotainment stand jedoch mit Sicherheit generell im Mittelpunkt.
Was ist denn jetzt meine Meinung zum Ganzen?
Ein organisatorischer Vorschlag. Gute Powersocket / Loadingspaces für mobile Endgeräte wären cool gewesen auf einem B2B-orientierten Event. Ansonsten: Da war einiges dabei. Besonders bei der Essensauswahl. An Getränken und gutem Food hat es nicht gehapert (vegane Königsberger Klopse Berlin-Style und Käsespätzle, wie geil ist das denn?)
Lemonaid hat auf alle Fälle mein Herz gewonnen, mit der Maschine, bei der einfache Spirituosen in die Flaschen gezapft wurden und man einen Longdrink 2 go in der Flasche hatte (ansonsten gabs selbstverständlich auch Aperölschen zum Abschluss).
Der Vibe unter den Beteiligten war sehr entspannt und es fühlte sich in der Wahrnehmung im gesamten sehr familiär an. Der Ticketpreis hat sich durch die Versorgung etc. als logisch erschlossen und glich eher einem Unkostenbeitrag.
Jetzt mal ernsthaft: deine Meinung?
Das Ganze ist ein B2B-Event, bei dem man sich sehen lassen kann, wenn man eine Gesprächsgrundlage hat und man bereits Kontakte mitbringt. Ich glaube, es kann schwierig sein hier aufzutauchen, wenn man nichts mitzubringen hat.
Noch ist mir die finale Strategie von Spotify hinter diesem Event (so sehr wie ich es genossen habe) nicht 100 % klar. Ist es langfristig geplant, das Event auch an die ganz kleinen Newcomer / Durchstarter zu adressieren, oder bleibt es bei einer gewissen B2B-Orientierung?
Aus der Sicht unseres Magazins wäre es interessant gewesen, noch ein wenig mehr Dance-Bezug in den Panels zu finden, da Dance-Music doch auch in Deutschland im Streaming sehr dominant und prägnant platziert ist. Gerade im Producingpanel hätte dies auch einen interessanten Einfluss / Einblick liefern können.
Fotocredit: Spotify Deutschland
Schon gewusst?
Auch Coca-Cola reiht sich in die große Reihe an Investoren von Spotify ein. Lange war das Unternehmen defizitär aktiv. Nun ist Spotify ein börsennotiertes Unternehmen mit circa zehn Milliarden USD Umsatz im Jahr.