Was war das für ein ereignisreiches EDM-Jahr 2023? Angefangen bei der Geschichte um Stella Bossi über einen Techno-Remix als Sommerhit des Jahrs bis hin zum Bühnen-Abschied von Headhunterz, Michael Bibis Genesung und mehr. Leider haben auch Ereignisse stattgefunden, die allen beteiligten Personen viel Kraft abverlangen.
Stella Bossis Festival-Fauxpas
Eines der brisantesten Themen 2023 in der EDM-Welt war Stella Bossi. Beim S.T.A.R. Festival im Oktober hat es zwischen der Berlinerin und Pappenheimer ordentlich geknistert – im negativen Sinne. Pappenheimer spielte sein Set und durfte wegen der Verspätung von Stella Bossi noch ein paar Minuten mehr dranhängen. „Bis dahin kein Problem“, schrieb er auf seinen Social-Media-Accounts. Dann kam jedoch Stella Bossi, ließ laut Pappenheimer sofort die Bühne räumen, brachte kein „Hallo“ oder „Danke“ heraus und griff in sein laufendes Set-up – Pappenheimers letzter Track wurde abrupt beendet. Was dann folgte, war ein ziemlich großer Shitstorm gegen Stella Bossi. Mittlerweile ist das Ganze aber wieder abgeflacht und es scheint gegessen zu sein.
Der unerwartete Triumph von „Mädchen auf dem Pferd“
Ein heißes Thema war auch der Sommerhit dieses Jahres, denn zum ersten Mal wurde im August eine Techno-Nummer zum Sommerhit gekürt. „Mädchen auf dem Pferd“ von Luca-Dante Spadafora, Niklas Dee und Octavian ging im Sommer richtig viral und hat innerhalb kürzester Zeit die Charts und Streaming-Plattformen erobert.
Aviciis „Wake Me Up“ erreicht 2 Milliarden Streams
Apropos Streaming-Plattformen erobern: Ebenfalls im August knackte Aviciis „Wake Me Up“ die 2 Milliarden Streams auf Spotify. Avicii ist damit der erste schwedische Künstler, der diese bemerkenswerte Leistung erreicht hat und auch erst der zweite elektronische Künstler nach The Chainsmokers. Stand jetzt haben erst 56 Songs diese magische Marke geknackt.
Felix Harrers Neuauflage von „Drei Haselnüsse“
Wir bleiben bei der Musik. Für Furore hat im Dezember nämlich auch Felix Harrer gesorgt. Mit seiner Neuauflage von „Drei Haselnüsse“ zusammen mit Jaques Raupé hat er Social Media und die Charts wie im Sturm erobert. Das Ganze ist eine Kombination, die nicht nur die Herzen von „Aschenbrödel“-Fans höherschlagen lässt, sondern auch Techno-Enthusiasten in ihren Bann zieht.
Reinier Zonneveld: Guinness-Weltrekord für das längste Techno-Live-Set
In seinen Bann gezogen hat auch Reinier Zonneveld seine Fans. Im August hat das Techno-Urgestein nämlich Geschichte geschrieben, indem er einen neuen Guinness-Weltrekord für das längste Live-Set mit elektronischer Musik aufgestellt hat. Ganze 11 Stunden und 11 Minuten hat der Niederländer auf seinem Karren Maar Festival mit einem Solo-Live-Set begeistert. Der rekordbrechende Auftritt wurde im historischen Stadsblokken in Arnheim, Niederlande, durchgeführt. Reinier Zonneveld nutzte dabei seine Technik, während des Spielens zu komponieren, sowie eine große Auswahl seiner neuen Musik, um sein bisher ehrgeizigstes und unvergesslichstes Set zu präsentieren.
Rückschlag für Jerome: Kontor-Star nach Verkehrsunfall im Krankenhaus
Neben all den positiven Nachrichten gab es jedoch auch einige Rückschläge zu verkraften. Kontor-Aushängeschild Jerome etwa hatte im November einen schweren Verkehrsunfall und musste daraufhin einige Zeit im Krankenhaus verbringen. Weihnachten verbrachte der Hamburger aber wieder zu Hause bei seiner Familie und wir wünschen ihm auf diesem Wege weiterhin alles Gute.
Headhunterz’ Abschied: Ein letzter Auftritt und ein neues Kapitel
Eine schwere Zeit mussten dieses Jahr auch die Fans von Headhunterz durchmachen, denn der Niederländer gab im August bekannt, nur noch bis Ende 2023 auf der Bühne zu stehen, danach beginnt ein neues Kapitel für ihn. Ob er danach jemals auf die großen Stages zurückkehren wird, hält er sich offen. Seinen letzten Auftritt absolvierte Headhunterz am 23. Dezember in Tilburg, Niederlande.
Keine Handys erlaubt: James Hype und MEDUZA setzen auf Handy-Verbot beim ADE
Rüber nach Amsterdam, denn dort führten James Hype und MEDUZA im Oktober auf dem Amsterdam Dance Event für ihre „Our House“-Events ein Smartphone-, Film- & Foto-Verbot ein. In manchen Clubs und Szenen ist das bereits gang und gäbe, im „Mainstream“-EDM-Business jedoch fast gar nicht. Für James Hype und MEDUZA war die neue Regelung eine Herzensangelegenheit. Zu viele Tanzflächen hätten sie schon erlebt, die die ganze Nacht lang von Handys überflutet waren. Ein Problem, das immer wieder von Künstlern und Partygängern auf der ganzen Welt betont wird.
Electric Zoo Desaster
Probleme gab es auch im September beim Electric Zoo Festival. Nachdem der erste Festivaltag wegen der nicht fertigen Mainstage abgesagt werden musste, haben sich am letzten Tag chaotische Szenen ereignet. Besucher haben das Gelände gestürmt, weil der Veranstaltungsort seine Kapazität erreicht hatte. Das war wirklich ein Festival zum Vergessen.
@renergy203 Electric Zoo 2023 kept ticket holders trapped in line for hours with no water or escape route packed together in 90⁰ heat
♬ original sound – 🌈 Ren 🌈
Pannen beim Panama Open Air
Vergessen wollten viele Festivalgänger auch das Panama Open Air im Juli. Künstler wie Skrillex, Martin Garrix oder Marteria standen auf dem beeindruckenden Line-up, doch viele Besucher waren enttäuscht. Auf Social Media hagelte es Kritik: katastrophale Toilettenbedingungen, stundenlang keine Getränke und eine schlechte Organisation waren die großen Kritikpunkte.
Michael Bibi triumphiert über den Krebs
Keine Kritik, dafür aber sehr viele Genesungswünsche gab es 2023 für Michael Bibi. Im Juni dieses Jahres gab der Tech-House-Star bekannt, dass er an einem ZNS-Lymphom erkrankt ist, einer seltenen Form von Gehirn- und Wirbelsäulenkrebs. Im Dezember dann aber die gute Nachricht: Nach sechsmonatiger Behandlung ist der Gründer von Solid Grooves krebsfei. „Nach sechs Monaten Kampf verlasse ich das Krankenhaus offiziell in Remission und ohne Krebs in meinem Körper“, schrieb er.
Tribe Of Nova Tragödie
Die schlimmste Nachricht erreichte uns im Oktober. Auf dem Tribe Of Nova Festival im Süden Israels sind Hunderte Menschen einem Massaker der Hamas zum Opfer gefallen. Es sollte ein fröhliches Festival werden – am Ende war es ein „Schlachtfeld“, wie Festivalbesucher berichteten. Insgesamt wurden rund 360 Menschen bei dem Anschlag auf das Festival ermordet.
Hï Ibiza erneut auf dem Thron
Kommen wir zum Schluss zu den DJ Mag Top 100 Votings. Im Mai triumphierte das Hï Ibiza beim DJ Mag Top 100 Clubs Voting und landete zum zweiten Mal in Folge auf Platz 1. Das Printworks in London sicherte sich Platz 2 und Platz 3 ging an das Green Valley in Camboriú. Deutschlands Clubs hingegen verloren alle an Boden, auch wenn das Bootshaus weiterhin in den Top 10 ist.
Tomorrowland sichert sich Platz eins
Im August gewann das Tomorrowland zum zweiten Mal in Folge und zum dritten Mal insgesamt das noch junge DJ Mag Top 100 Festivals Votings. Über 100.000 Stimmen wurden abgegeben und haben neben dem belgischen Mega-Event auch acht deutsche Festivals unter die Top 100 gewählt – den World Club Dome sogar in die Top 10.
David Guetta triumphiert
David Guetta gewann dann schließlich im November das DJ Mag Top 100 DJs Voting 2023 – zum insgesamt vierten Mal. Platz zwei ging an das belgische Brüderpaar Dimitri Vegas & Like Mike, die einen Platz gut machen und Vorjahressieger Martin Garrix landete auf Platz drei. Der erfolgreichste deutsche DJ war erneut Claptone: Platz 32 für ihn.
Fotocredit: Stella Bossi (Press Pic)
Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de