Der Hype um Clubhouse: Das steckt hinter der neuen Trend-App

Der Hype um Clubhouse: Das steckt hinter der neuen Trend-App

Seit dem Wochenende mischt eine neue App die digitale Welt auf: Clubhouse. Einfach mal online mit Freunden und Fremden quatschen oder auch nur zuhören. Doch was genau steckt eigentlich hinter dieser gehypten App? Wie kommt man rein und wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Neue Clubhouse App sorgt für Hype in Deutschland

Worum geht’s eigentlich in der Clubhouse App, von der seit dem Wochenende alle Apple-User schwärmen? Es geht allein um Audioinhalte. Es gibt keine Bilder, keine Videos und keine geschriebenen Texte. Sogenannte „rooms“ machen den Kern der App aus. Dort finden so etwas wie digitale Podiumsdiskussionen statt. Es gibt eine Bühne mit Speakern – das sind die Nutzer, die etwas sagen können, sobald sie ihr Mikrofon einschalten – und ein Publikum. Personen aus dem Publikum können ebenfalls etwas sagen, wenn sie sich vorher melden und man ihnen anschließend das Wort erteilt. Sie können aber auch nur zuhören.

Im Clubhouse zuhören

Was ist das Besondere an Clubhouse?

Die App kommt zur richtigen Zeit im Lockdown. Was nämlich im Offline-Leben derzeit nicht möglich ist, geht hier: Sich mit Leuten treffen, mit Freunden quatschen, mit Fremden Kontakte knüpfen, diskutieren. Das Gemeinschaftsgefühl stellt sich durch Stimmen viel schneller ein als bei schriftlichen Gesprächen. Das Gefühl der Isolation und des Alleinseins schwindet.

Thematisch gibt es bei Clubhouse keine Grenzen. Ihr könnt Christian Lindner von der FDP beim Politik-Talk zuhören, der Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer lauschen oder DJ- und Musik-Talks mit etablierten deutschen Künstlern aus der EDM-Szene besuchen.

Clubhouse App
Screenshots aus der Clubhouse App

Wie komme ich rein?

Derzeit öffnet das Clubhouse nur per Einladung. Sie muss von einem bereits registrierten Nutzer kommen – jeder kann aber nur eine begrenzte Zahl von Leuten einladen. Wie bei WhatsApp ist der Account dann an die Handynummer gebunden. Ebenfalls notwendig zur Nutzung ist derzeit ein iPhone, für Android gibt es die App nämlich noch nicht.

Auf Dauer soll die App nicht per Einladung funktionieren, wie die Entwickler sagen. Für das noch kleine Team hinter der App sei es aber einfacher, mit einer langsam wachsenden Userbasis umzugehen. Wobei wahrscheinlich genau dieser exklusive Zugang stark dazu beigetragen haben dürfte, dass der aktuelle Hype überhaupt entstanden ist.

Das Clubhouse ist open

Wer steckt hinter Clubhouse?

Alpha Exploration heißt die Firma hinter der App. Gegründet wurde sie von den Amerikanern Paul Davison und Rohan Seth, deren Lebensläufe Studien an der Stanford University, Praktika bei Google und Festanstellungen bei Pinterest umfassen. Beide brachten schon vor Clubhouse eigene Plattformen auf den Markt, mit der Talk-Anwendung gelang ihn aber nun der große Coup. Im April 2020 launchte die App in Amerika und wurde damals trotz nur weniger Tausend Nutzer auf gut 100 Millionen Dollart geschätzt. Ende Dezember waren es 600.000 Nutzerinnen und Nutzer.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Das größte Problem an der ganzen App ist wohl im Moment der Datenschutz. Schon bei der Einrichtung fragt die App nach Zugriff auf das komplette Adressbuch. Das lässt sich zwar ablehnen, aber spätestens, wenn man Freunde einladen will, muss man der App Zugriff darauf geben. So werden quasi Schattenprofile von hochgeladenen Kontakten angelegt, die die App noch gar nicht auf ihrem Telefon haben. Dasselbe macht übrigens auch WhatsApp seit Jahren.

Clubhouse sammelt also jede Menge persönliche Daten, die laut der eigenen Datenschutzerklärung auch weitergegeben werden dürfen. Außerdem wird jedes Gespräch aufgezeichnet, allerdings verschlüsselt. Das dient laut den Gründern nur der Untersuchung von Beschwerden. Geht keine Beschwerde über einen room ein, während das Gespräch läuft, werde die Aufnahme direkt gelöscht.

Sicherheit bei Clubhouse?

Wie geht Clubhouse mit Hatespeech um?

Eine weitere Herausforderung für das Unternehmen ist der Umgang mit Beschwerden. Audioinhalte können nicht so schnell wie Bilder oder Texte von anderen geprüft werden. Alles muss angehört werden – und das dauert. Es ist deswegen sehr unwahrscheinlich, dass so ein kleines Start-up das bisher vernünftig leisten kann. Und so gibt es auch schon zahlreiche Beschwerden über Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Rassismus. Clubhouse versprach schon Besserung und hat deshalb Richtlinien eingeführt, die so etwas verhindern sollen.

Ist der Hype um Clubhouse bald schon wieder vorbei?

Der Ansatz der App ist richtig spannend. Selten war es so einfach, so vielen interessanten Gesprächen zuhören zu können. Allerdings gibt es viele Beispiele für Apps, die kurze Zeit einen mega Hype hatten und von denen man anschließend nicht mehr viel gehört hat.

Wer erinnert sich zum Beispiel noch an den Hype um Vero vor etwa drei Jahren? Eine App, die ein „echtes soziales Netwerk“ versprach, das Facebook ähnlich sein sollte, aber ohne Werbung und mit einer edleren Optik. Dieser Hype war aber schnell wieder vorbei. Anders jedoch bei TikTok zum Beispiel. Mittlerweile ist die asiatische App eine halbwegs etablierte Social-Media-Plattform geworden.

Die Zukunftsfähigkeit von Clubhouse wird davon abhängen, ob die App Geld verdienen kann und ob sie auch für professionelle Anwender und Anwenderinnen interessant werden wird. Außerdem müssen die User bleiben wollen. Denn so spannend Clubhouse in den ersten Tagen nun sein mag, es ist auch anstrengend. Man muss die ganze Zeit aktiv zuhören, wie bei einem Podcast. Es gibt kein passives „Durch-den-Feed-Scrollen“. Ob Millionen Menschen ausgerechnet jetzt darauf Lust haben, obwohl sie ohnehin schon dank Homeoffice mehr denn je bei Konferenzen zuhören müssen, ist unklar.

Quellen:
Was steckt hinter dem Hype um Clubhouse? [Spiegel]
Welcome to the Club(house) [FAZ]
Willkommen im Club [Zeit]

Fotocredits: Andrea Piacquadio, Tim Mossholder, Pixabay

Wie finanziert sich Clubhouse?

Nach Informationen von Forbes hat Clubhouse bereits rund 12 Millionen US-Dollar von der Investmentfirma Andreessen Horowitz erhalten. Der Datenbank Crunchbase zufolge hat auch Kortschak Investments bereits Geld in die App gesteckt. Wie das Geschäftsmodell in Zukunft aussieht, mit dem das Unternehmen hinter der App langfristig Geld verdienen könnte, ist noch unklar. Vielleicht Audiowerbung, die den Talks vorgeschaltet wird? Oder werden die Nutzerdaten zum Kapital des Unternehmens?


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de